Das Projekt "Campbellvergesellschaftung" - Stand 2020

  • Vor gut 7 Jahren begann eine Handvoll Teammitglieder der Hamsterhilfe NRW zu erforschen, ob gegengeschlechtliche Campbellpärchen lieber zusammen leben als alleine. Die Erfahrungen mit gleichgeschlechtlichen Pärchen war bereits zu dem Zeitpunkt nicht befriedigend - auch wenn es meist anders im Netz geschildert wird. Tiere, die nicht unabhängig der Fläche, die ihnen zur Verfügung steht, weiterhin zusammen leben möchten, sind für uns kein Pärchen auf eigenen Wunsch, sondern eine Wohngemeinschaft auf Zwang. Regelmäßiger Auslauf auf mehreren Quadratmetern sollte ebenfalls eine echte Gemeinschaft nicht stören können, sofern das jeweilige Einzeltier gerne im Auslauf ist. Bei Kaninchen, Meerschweinchen, harmonischen Zweiergruppen Rennmäusen u.ä. kommen Menschen, die auf artgerechte Haltung Wert legen auch nicht auf die Idee, diese extra auf kleinem Raum zu halten, damit diese Gemeinschaft dauerhaft existieren kann.


    Was nach unserer heutigen Erfahrung richtig ist - Das Sozialverhalten von Campbells ist nicht mit dem Sozialverhalten von anderen Hamsterarten zu vergleichen. Es unterscheidet sich in vielen Punkten. Besonders markant ist die Verhaltensänderung vor und nach einer Vergesellschaftung. Die Tiere werden ausgeglichener - extremes Verhalten wie Hyperaktivität, Rückgezogenheit, Fixierung auf den Menschen hören auf. Demnach muss es ihnen nach einer geglückten Vergesellschaftung besser gehen als vorher alleine, sie leben wahrscheinlich glücklicher und somit stressfreier & gesünder.


    Was nach unserer heutigen Erfahrung ebenfalls richtig ist - Gleichgeschlechtliche Gruppen können dauerhaft halten und eine enge Verbindung zwischen den Tieren bestehen. Auch solche Gruppen beherbergt der Verein aktuell (auf über 5000qcm je Gehege und zusätzlich Auslauf). Aber im Verhältnis zu den gleichgeschlechtlichen Gruppen, die es insgesamt gibt und die sich nach kurzer Zeit bekämpfen, sind diese harmonischen gleichgeschlechtlichen Verpaarungen eine Seltenheit. Wenn es sie gibt, werden sie bei uns auch nicht getrennt, sondern dürfen dauerhaft ihr Leben zusammen - in einem großen, abwechslungsreich gestalteten Gehege - genießen. Kommt es doch zu einem Verwürfnis, werden sie versucht mit dem anderen Geschlecht zu vergesellschaften.


    Was nach unserer heutigen Erfahrung nicht richtig ist - Vergesellschaftungen von einem Weibchen mit einem kastrierten Männchen wären Selbstläufer. Nicht alle Tiere mögen einander (sofort) - besonders die Weibchen können sehr wählerisch sein. Vergesellschaftungen auf Zwang sind daher meist nicht möglich, denn die Campbells zeigen sehr deutlich, wenn es nicht nur erste Rangfolgungsklärungen sind, sondern sie einander bekämpfen, verletzten und ggf. sogar töten wollen. Für uns gehört daher der Bereich der Vergesellschaftungen von Campbells nur in erfahrende Hände, ideal Menschen, die schon mehrfach Rennmäuse, Kaninchen etc. vergesellschaftet haben und daher gelernt haben zu unterscheiden, wann ein Eingreifen erforderlich wird oder das erste raue miteinander zum Vergesellschaftungsprozess dazu gehört. Aber es gibt auch Campbells, deren Sozialverhalten nicht funktioniert und sie nicht mehr vergesellschaftbar sind. Diese dauerhafte Entscheidung kann aber erst nach einigen Vergesellschaftungsversuchen entschieden werden. Daher ist es für uns aktuell purer Zufall, wenn man nur ein Weibchen und ein kastriertes Männchen hat und die Vergesellschaftung hat funktioniert. Dies gehört in den Bereich "Glück gehabt" - besonders für die Campbells.


    Alleine in diesem Jahr hatten wir bereits über 30 Vergesellschaftungsversuche - nach Großraum-, Trenngitter- und Kleinraummethode. Welche Vorgehensweise am geeignesten ist, hängt auch wieder stark von den jeweiligen Campbells ab. In der Regel findet man nach ein paar Versuchen die richtig zueinander passenden Charakteren. Bis eine enge Verbindung entstanden ist, dauert es jedoch in der Regel ein paar Wochen. Wenn sie einmal entstanden ist, trennt sie keine Gehegegröße, wechselnde Einrichtung, Umzug in andere Gehege (ohne Mitnahme von altem Streu), stundenlange Ausläufe auf vielen Quadratmetern mehr. Sie erkennen einander und sie haben sich für einander entschieden - ohne dauerhaften Zwang!!!



    Da wir nun mehrfach erleben durften wie zufrieden Campbells miteinander leben können, können wir sie nicht mehr guten Gewissens einem lebenslangen Einzelschicksal aussetzen. Davor muss für uns die Sozialverträglichkeit überprüft worden sein, was leider in der Regel nur über eine Kastration des Männchens erfolgen kann. OPs haben immer ein Restrisiko, ganz egal wie erfahren der Tierarzt auch ist. Aber dieses Restrisiko sind wir bereit einzugehen, denn das ein Tier, ganz gleich ob Kaninchen, Meerschweinchen, Rennmaus, Farbmaus, Campbell alleine sein Dasein fristen muss, halten wir nicht für artgerecht, denn ein Mensch kann keinen artgleichen Partner ersetzen und hat in der Regel auch nur wenige Stunden am Tag für sein Tier Zeit.


    In den letzten Jahren hatten wir einige gegengeschlechtliche Pärchen. Einigen war es vergönnt zusammen alt zu werden. Andere haben einen neuen Partner oder Partnerin bekommen, wenn der andere zu früh gegangen ist und lebte dann mit diesem bis zu ihrem/seinem Lebensende zusammen.


    Diese Entscheidung haben wir nicht mal eben getroffen. Angefangen hat der Prozess im Frühjahr 2008. Es gab in den letzten Jahren kaum ein Teamtreffen, in dem nicht über Campbells diskutiert und Erfahrungen ausgetauscht wurden. Nun zu tun, Campbells wären wie andere Hamsterarten, wäre für uns um ein vielfaches leichter, wir könnten so weiter machen wie bisher. Aber es wäre gegenüber dieser Tierart nicht fair & richtig. Also müssen neue Organisationsstrukturen innerhalb des Vereins her. Die Kastrationskosten wurden in den ersten zwei Jahren der Erforschung stets von den jeweiligen Pflegestellen, die das Pärchen aufnahmen, selbst getragen. Erst mit der Vereinsbildung und dem Beschluss, dass eine Einzelvermittlung ohne der Versuche einer Vergesellschaftung nicht mehr erfolgt, werden nunmehr die Kastrationskosten vom Verein getragen.


    Jede Kastration kann bis zu 45 EUR kosten. Die Kosten unterscheiden sich bei den Tierärzten. In der Regel erhalten wir Tierschutzrabatte. Wir können nur mit wenigen Tierärzten zusammen arbeiten, die über genügend Erfahrung mit der Inhalationsnarkose (auch Gasnarkose genannt) verfügen. Der Hamsterhilfe NRW e.V. hat Kastrations- und Vergesellschaftungsstellen eingerichtet, so dass sicher gestellt wird, dass nur erfahrende Personen frisch kastrierte Hamster betreuen und Vergesellschaftungen durchführen. Für den Verein fallen dadurch leider auch viele gute Vermittlungs- und Dauerpfleglingsplätze weg. Aber wenn man das Glück zweier Hamster miterleben darf, gibt es keinen Weg an einer Vergesellschaftung mehr vorbei - egal wie teuer und kompliziert er für den Verein auch sein mag.



    Nach mehreren Jahren der Erforschung der gegengeschlechtlichen Verpaarung von Campbells möchten wir nunmehr Interessierten anbieten, uns beim weiteren Weg der Erforschung zu begleiten. Daher haben wir beschlossen, dass nun der richtige Zeitpunkt ist, das Projekt etwas öffentlicher zugänglich zu machen, registrierte Forenmitglieder können in diesem Bereich lesen.


    Der Hamsterhilfe NRW e.V. sieht zwar die deutlichen Unterschiede zwischen Campbells und den anderen Hamsterarten, aber möchte sich nicht daran mitschuldig machen, wenn Menschen ohne genügend Hamstererfahrung anfangen Hamster kastrieren zu lassen und versuchen sie zu vergesellschaften. Die wenigsten Menschen können die einzelnen Hamsterarten auseinander halten - bei der Unterscheidung zwischen Dsungare und Campbell hört es dann endgültig auf. Auf die Aussagen von Zooläden und unseriösen Züchtern ist ebenfalls kein Verlass - sie verkaufen das und als das was der Kunde haben will. Traurig aber wahr. Bei Kaninchen, Meerschweinchen, Rennmäusen etc. ist es viel einfacher, denn diese Tierarten möchten nicht alleine leben und bilden nicht nur eine Minderheit unter ähnlichen, stark verwandten Tierarten - die sich vom Phänotyp kaum unterscheiden, wie nun mal für den Laien der Dsungare und der Campbell. Daher ist es auch untersagt, aus diesem internen Forumsbereich etwas zu kopieren und woanders zu veröffentlichen. Wer echtes Interesse hat, kann sich bei uns registrieren und dann lesen. Dadurch wird es aber nicht über die Suchmaschinen gefunden und nicht jeder Halter, der gerade zufällig mal überlegt sich Hamster anzuschaffen, stolpert über dieses Thema und beginnt ein Horrorleben für Hamster, die in Wirklichkeit Einzelgänger sind, geht zu Tierärzten, denen das Fachwissen fehlt oder erkennt nicht die Zeichen, wann ein Pärchen getrennt werden sollte.

    Viele Grüße
    dein Hamsterhilfe NRW e.V. Team

  • Eine kleine Auswahl an Gehegebeispielen, wie Campbellpärchen auf unseren Pflegestellen leben, wenn die Vergesellschaftung erfolgreich beendet ist.


    Viele Grüße
    dein Hamsterhilfe NRW e.V. Team

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